Freitag, 10. Juli 2020

Apologia pro vita sua IV: Die Zeit in München 2002-2019

Promotion und Habilitationsvorhaben


Im Juni 2003 fand mein examen rigorosum statt (die Gesamtnote war summa cum laude), es folgte die feierliche Promotion und die Herausgabe der Doktorarbeit. Da Prof. Müller nicht mehr an der Universität war, betreute nach ihm Prof. A. Kreiner die Systematische Abteilung der Münchener Theologischer Studien. So lernte ich ihn kennen. Es stellte sich heraus, dass er meine Doktorarbeit kannte und offenbar schätzte. Wir unterhielten uns dann mal über theologische Themen und kamen auf die Wunder zu sprechen. Das Thema war in meiner Diss angeschnitten. Irgendwie kam es dazu (ich weiß heute nicht mehr genau), dass er mir das Problem der Wunder als Habilitationsthema vorschlug. Ich fand es sehr interessant. Zugleich schlug er vor, dass ich im Vorfeld des Habilitationsverfahrens einen Lehrauftrag für ein Seminar bekomme.



Es war eine schöne Tätigkeit. Überraschend wurde sie beendet durch einen Gewaltakt. Im März 2007 bat ich Kardinal Wetter um das nihil obstat, das für die offizielle Eröffnung des Habilitationsverfahrens notwendig war. Kardinal Schönborn fügte seine Empfehlung hinzu:



Nach einigen Monaten erneuerte ich meine Bitte:

Kardinal Schönborn versuchte durch die Fakultät etwas zu erfahren:



Die Antwort kam erst im November:


Man beachte das Datum des Poststempels: Der Brief wurde am 26.11.2007 abgesandt, während er das Datum 2.11.2007 trägt.


Es ist durchaus relevant, denn der hierarchische Rekurs gemäß dem Kodex des Kanonischen Rechtes (can. 1734) muss binnen zehn Tagen nach rechtmäßiger Bekanntgabe des Dekretes gestellt werden, um gültig zu sein.
Ehrlich gesagt, war ich so schockiert, dass ich mir nicht so richtig zu helfen wusste. Jemand erwähnte mir den hierarchischen Rekurs, allerdings ohne zu erwähnen, dass dieser binnen zehn Tagen zu stellen ist. So versuchte ich, die Situation erstmal zu klären und schrieb wieder an Kardinal Wetter in der Hoffnung, zumindest eine Klärung erreichen zu können. Mein Fehler war dabei, keinen formalen Rekurs zu stellen. Es war einfach aus Unwissenheit. Von der Situation erdrückt und zugleich naiv, kam ich nicht mal darauf, im Kodex nachzulesen.

Die Antwort war wiederum nur gemein:


So habe ich abschließend die folgende Stellungnahme gerichtet:


Kardinal Wetter war allerdings nicht mehr im Amt, denn zeitgleich mit seiner Verweigerung im November 2007 ist sein Nachfolger R. Marx ernannt worden. So wandte ich mich an diesen. Zuvor sagte mir Kardinal Schönborn telefonisch, dass er über die Angelegenheit mit Erzbischof Marx, den er gut kenne, sprechen werde. 

Da lange Zeit keine Antwort kam und telefonische Nachfragen im Sekretariat des Erzbischofs ebenfalls erfolglos waren, sprach ich Erzbischof Marx nach dem Semestereröffnungsgottesdienst persönlich kurz an, indem ich um ein Gespräch bat. Er kannte mich vom Sehen natürlich nicht und fragte nach meinem Namen. Als er diesen hörte, lief er rot an und schrie laut, dass er die Entscheidung seines Vorgängers nicht ändern würde. Nach wenigen Tagen kam auch seine schriftliche Antwort:


Daraufhin verfasste ich die folgende Stellungnahme:


Auf Empfehlung von Prof. Thomas Buchheim hin (ich kannte ihn aufgrund des Habilitationsverfahrens, an dem er als Rezensent beteiligt sein sollte) schrieb ich an Prof. Robert Spaemann mit der Bitte um Hilfe im Sinne einer Klärung. Er setzte sich für mich ein, jedoch ebenfalls ohne Erfolg:












Alles deutete also darauf hin, dass die Verweigerung des nihil obstat in Müchen mit Kardinal Schönborn nicht nur abgesprochen, sondern von ihm gewollt war. Ich sprach mit ihm darüber. Er sagte, er würde mir das nihil obstat für die Habilitation in Wien geben, er wisse aber, dass die Wiener Fakultät mich nicht annehmen würde. Es war also ein weiterer Höhepunkt des Verwirrspiels im Sinne der jahrelangen Misshandlung. Zu der Haltung von Kardinal Schönborn mir gegenüber:



Dies erklärt, warum ich den wiederholten Hinweis, mich an Kardinal Schönborn zu wenden, nur als Hohn empfinden konnte. 

Hier muss ich noch den Kontext ergänzen, nämlich den immer wieder erwähnten Zusammenhang mit meiner Tätigkeit in der Seelsorge in München. 

Seelsorge 

Wie bereits erwähnt, war ich seit Herbst 2002 in der Stadtpfarrei St. Peter in München als vicarius paroecialis tätig. Die Anweisung war bis Februar 2005 gültig. Vor dem Ablauf dieser Zeit überlegte ich natürlich, wie es weiter gehen sollte. Durch das Habilitationsvorhaben war ich an die Fakultät in München gebunden. Zugleich nahm mich auch die Seelsorge in Anspruch. Dass ich mal eine Professur in München oder sonst wo im deutschsprachigen Raum bekommen würde, glaubte ich nicht, und dies stellte die Sinnhaftigkeit der für die Habilitation aufgewendeten Zeit und Mühe in Frage. Eine junge Frau aus dem Kirchenvolk von St. Peter, eine Georgierin, wollte mal mit mir sprechen und erzählte mir vom dringenden Bedarf nach einem Priester in der Hauptkirche in Tiflis. Da ich stets den Willen Gottes zu suchen bestrebt bin, zog ich auch diese Möglichkeit in Erwägung, und hatte vor, nach Georgien zu reisen, um mir ein Bild von der Situation zu machen. Natürlich wollte ich nichts ohne meinen Bischof unternehmen und informierte ihn über die verschiedenen Überlegungen bezüglich meiner künftigen Tätigkeit. Es kam keine klare Antwort. Der Apostolische Administrator von Georgien, antwortete dann nicht mehr auf meine Briefe (möglicherweise durch Einflussnahme von Kardinal Schönborn). So entschied ich mich, in München zu bleiben und die Tätigkeit sowohl in der Seelsorge als auch an der Universität fortzusetzen. Ich bat den Personalreferenten in Erzbischöflichen Ordinariat in München, Dr. W. Schwab, um ein Gespräch. Er empfing mich recht freundlich. Erstens fragte er, ob ich damit einverstanden sei, dass er in meiner Sache mit Kardinal Schönborn Kontakt aufnehme, und zweitens ob ich bereit wäre, in eine andere Pfarrei zu gehen. Beidem stimmte ich zu und es war mein großer Fehler, wie es sich herausstellte, denn es hatte verheerende Folgen. Vorerst wurde meine Anweisung für St. Peter bis Ende August 2005 verlängert. Danach sollte ich in eine andere Pfarrei in München entsandt werden. 



Als der Stadtpfarrer von St. Peter dies erfuhr, war er nicht begeistert, ja vielleicht sogar etwas enttäuscht, er fand sich damit ab und schaute sich nach einem Nachfolger um. Als die Gläubigen dies erfuhren, baten sie mich, in St. Peter zu bleiben, wozu ich auch bereit war. Sie baten auch den Stadtpfarrer, mich zu behalten, es war aber nichts mehr zu machen. 


Der Stadtpfarrer war der Auffassung, dass ich nicht wüsste, was ich wollte. So etwas mochte er nicht und somit wollte er das Verfahren meiner Versetzung nicht mehr rückgängig machen. Er schien sogar beleidigt zu sein. Seine Art war nicht immer einfach, er hatte seine Zornausbrüche, wobei ich ihn normalerweise als loyal wahrnahm. Wenn er aber etwas entschieden hat, dann war es unumstößlich, egal, was kommen mochte. Somit war mein Abschied von St. Peter beschlossene Sache. Wenn ich geahnt hätte, was mich danach erwartete, dann hätte ich mich um Verbleib bemüht, egal mit welchem Status. Auch da war ich naiv, obwohl im Vertrauen auf die göttliche Vorsehung. 

Als bekannt wurde, dass ich nach St. Margaret zu Pfr. Valentin Königbauer entsandt werde, waren die Gläubigen, die mich mochten, besorgt. Es war nämlich bekannt, einerseits dass der Pfarrer ein verbissener Anhänger und Förderer von Medjugorje ist, und andererseits, dass ich das Phänomen sehr kritisch betrachte. Als auf dem Schriftenstand in St. Peter immer wieder Flugblätter und Zeitschriften der Medjugorje-Bewegung illegal ausgelegt wurden, habe ich sie jedes Mal entfernt und weggeworfen. Somit war ich von der Entscheidung nicht begeistert. Als ich den Pfarrer zum ersten Mal besuchte, bemerkte ich, dass er von seiner Art her ziemlich das Gegenteil des Pfarrers von St. Peter war. Was das bedeutete, wurde mit der Zeit klar - bald, bereits in den ersten Wochen. Ich kann es nicht beweisen, bin mir aber ziemlich sicher, dass die Entsendung zu ihm auf Rücksprache mit Kardinal Schönborn zurück geht, der ebenfalls ein entschiedener Befürworter von Medjugorje ist. Aus den weiteren Ereignissen folgt für mich ziemlich klar, was die Absicht dahinter war: Es ging darum, mich perfide fertig zu machen. Nun die Fakten in Kürze: 

- Ich wurde auf keine Weise der Pfarrei offiziell vorgestellt, weder in einem Gottesdienst in der Kirche, noch bei einer Sitzung im Pfarrsaal, und auch nicht in dem Pfarrblatt. Somit ist klar, dass von vorne herein geplant war, mich nach kurzer Zeit "abzuschießen", möglichst ohne Aufsehen und endgültig. 
- Ich hatte keinen Streit mit dem Pfarrer, aber er zog seinen Plan durch. Er hat ziemlich genau gewusst, was von mir zu erwarten war. Er brauchte nur eine Bestätigung. Konkret: Ich schickte keine Lektorin oder Kommunionspenderin weg, aber wies die Lektoren freundlich an, sich an das Lektionar zu halten (mit der Anrede in der Lesung "Brüder", nicht "Schwestern und Brüder" oder ähnlich), und deponierte selbst das Allerheiligste, so wie es eigentlich den Vorschriften entspricht. Außerdem machte ich vor dem Seitenaltar, wo das Allerheiligste aufbewahrt wurde, die Kniebeuge und wies die Ministranten dazu auch an, während der Pfarrer immer vorbei ging und es den Ministranten auch angewöhnte. Das waren meine "Verbrechen". 
- Sonst gab es folgende Provokationen: Einmal wurde ich von jemandem aus der Gruppe der "Neokatechumenalen" telefonisch gefragt, ob ich für die Gruppe Beichte hören würde, allerdings im Pfarrsaal, nicht in der Kirche. Ich sagte gerne zu unter der Bedingung, dass es in der Kirche, also normal im Beichtstuhl statt finden soll. Dies wurde abgelehnt. Ein anderes Mal kamen vor meiner hl. Messe an einem Werktag morgens zwei Priester in die Sakristei und wollten konzelebrieren. Sie sagten, dass sie von den "Neokatechumenalen" seien. Da ich prinzipiell nicht konzelebriere und sie zugleich nicht weg schicken wollte, bot ich ihnen an, die hl. Messe zu übernehmen, und ich zelebrierte nachher privat. Danach hörte ich nichts mehr von ihnen. Ich bin mir sicher, dass es ebenfalls ein Test für mich sein sollte. Somit habe ich wieder ein "Verbrechen" begangen, weil ich mit diesen zwei nicht konzelebriert habe. Bekanntlich ist Kardinal Schönborn ein Förderer der "Neokatechumenalen". Es ist gut vorstellbar, dass er und der Pfarrer sich auch persönlich kennen (von den Dominikanern in München weiß ich, dass der Kardinal oft in München bei seinem Bruder weilte). Menschlich sind sie sich jedenfalls sehr ähnlich. 

Kurzum: Ich tat nichts außer mich an die Vorschriften des Novus Ordo zu halten. In ihrem Rahmen nützte ich für mich natürlich die Freiräume. Sachlich konnte man mir, wie sonst immer, nichts vorwerfen. Was den Feinden übrig blieb, waren lediglich nebulöse und feindselige Vorwürfe, die niemals mit Fakten konkretisiert wurden, denn sonst wären sie entweder lächerlich bzw. als verlogen entlarvt worden. Typisch hinterhältig ließ der Pfarrer seine Laien, die ich niemals gesehen habe und gar nicht kannte, die schmutzige Verleumdung machen: 

Meine Antwort dürfte klar genug sein:



Die Situation schilderte ich ausführlich in dem Brief an den Erzbischof:




Die Antwort kam von seinem Personalreferenten, den ich bereits kannte:



Er war der eigentliche Verantwortliche für meine Versetzung zu dem Medjugorje-Pfarrer. Zuvor richtete er an mich einen Brief im eigenen Namen:


Darauf musste ich folgendermaßen antworten:
Auf diese Weise wurde ich "erledigt". Die hier genannten "Verbrechen" waren der Grund für das nachfolgende - und oben bereits beschriebene - Scheitern des Habilitation. 

Ich gab aber nicht sofort auf. Nach der Abberufung von der Seelsorge musste ich noch harte Kämpfe um eine Zelebrationsmöglichkeit ausfechten und in all diesen Angelegenheiten - bezüglich sowohl der Seelsorge als auch der Habilitation - mich an Rom wenden. Mit jeweils sehr enttäuschenden Ergebnissen. Bezüglich der Zelebration waren mir die Gläubigen eine Stütze, deren Einsatz nicht unerwähnt bleiben darf. 


Einsatz der Gläubigen


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