Freitag, 10. Juli 2020

Apologia pro vita sua IV: Die Zeit in München 2002-2019

Promotion und Habilitationsvorhaben


Im Juni 2003 fand mein examen rigorosum statt (die Gesamtnote war summa cum laude), es folgte die feierliche Promotion und die Herausgabe der Doktorarbeit. Da Prof. Müller nicht mehr an der Universität war, betreute nach ihm Prof. A. Kreiner die Systematische Abteilung der Münchener Theologischer Studien. So lernte ich ihn kennen. Es stellte sich heraus, dass er meine Doktorarbeit kannte und offenbar schätzte. Wir unterhielten uns dann mal über theologische Themen und kamen auf die Wunder zu sprechen. Das Thema war in meiner Diss angeschnitten. Irgendwie kam es dazu (ich weiß heute nicht mehr genau), dass er mir das Problem der Wunder als Habilitationsthema vorschlug. Ich fand es sehr interessant. Zugleich schlug er vor, dass ich im Vorfeld des Habilitationsverfahrens einen Lehrauftrag für ein Seminar bekomme.



Es war eine schöne Tätigkeit. Überraschend wurde sie beendet durch einen Gewaltakt. Im März 2007 bat ich Kardinal Wetter um das nihil obstat, das für die offizielle Eröffnung des Habilitationsverfahrens notwendig war. Kardinal Schönborn fügte seine Empfehlung hinzu:



Nach einigen Monaten erneuerte ich meine Bitte:

Kardinal Schönborn versuchte durch die Fakultät etwas zu erfahren:



Die Antwort kam erst im November:


Man beachte das Datum des Poststempels: Der Brief wurde am 26.11.2007 abgesandt, während er das Datum 2.11.2007 trägt.


Es ist durchaus relevant, denn der hierarchische Rekurs gemäß dem Kodex des Kanonischen Rechtes (can. 1734) muss binnen zehn Tagen nach rechtmäßiger Bekanntgabe des Dekretes gestellt werden, um gültig zu sein.
Ehrlich gesagt, war ich so schockiert, dass ich mir nicht so richtig zu helfen wusste. Jemand erwähnte mir den hierarchischen Rekurs, allerdings ohne zu erwähnen, dass dieser binnen zehn Tagen zu stellen ist. So versuchte ich, die Situation erstmal zu klären und schrieb wieder an Kardinal Wetter in der Hoffnung, zumindest eine Klärung erreichen zu können. Mein Fehler war dabei, keinen formalen Rekurs zu stellen. Es war einfach aus Unwissenheit. Von der Situation erdrückt und zugleich naiv, kam ich nicht mal darauf, im Kodex nachzulesen.

Die Antwort war wiederum nur gemein:


So habe ich abschließend die folgende Stellungnahme gerichtet:


Kardinal Wetter war allerdings nicht mehr im Amt, denn zeitgleich mit seiner Verweigerung im November 2007 ist sein Nachfolger R. Marx ernannt worden. So wandte ich mich an diesen. Zuvor sagte mir Kardinal Schönborn telefonisch, dass er über die Angelegenheit mit Erzbischof Marx, den er gut kenne, sprechen werde. 

Da lange Zeit keine Antwort kam und telefonische Nachfragen im Sekretariat des Erzbischofs ebenfalls erfolglos waren, sprach ich Erzbischof Marx nach dem Semestereröffnungsgottesdienst persönlich kurz an, indem ich um ein Gespräch bat. Er kannte mich vom Sehen natürlich nicht und fragte nach meinem Namen. Als er diesen hörte, lief er rot an und schrie laut, dass er die Entscheidung seines Vorgängers nicht ändern würde. Nach wenigen Tagen kam auch seine schriftliche Antwort:


Daraufhin verfasste ich die folgende Stellungnahme:


Auf Empfehlung von Prof. Thomas Buchheim hin (ich kannte ihn aufgrund des Habilitationsverfahrens, an dem er als Rezensent beteiligt sein sollte) schrieb ich an Prof. Robert Spaemann mit der Bitte um Hilfe im Sinne einer Klärung. Er setzte sich für mich ein, jedoch ebenfalls ohne Erfolg:












Alles deutete also darauf hin, dass die Verweigerung des nihil obstat in Müchen mit Kardinal Schönborn nicht nur abgesprochen, sondern von ihm gewollt war. Ich sprach mit ihm darüber. Er sagte, er würde mir das nihil obstat für die Habilitation in Wien geben, er wisse aber, dass die Wiener Fakultät mich nicht annehmen würde. Es war also ein weiterer Höhepunkt des Verwirrspiels im Sinne der jahrelangen Misshandlung. Zu der Haltung von Kardinal Schönborn mir gegenüber:



Dies erklärt, warum ich den wiederholten Hinweis, mich an Kardinal Schönborn zu wenden, nur als Hohn empfinden konnte. 

Hier muss ich noch den Kontext ergänzen, nämlich den immer wieder erwähnten Zusammenhang mit meiner Tätigkeit in der Seelsorge in München. 

Seelsorge 

Wie bereits erwähnt, war ich seit Herbst 2002 in der Stadtpfarrei St. Peter in München als vicarius paroecialis tätig. Die Anweisung war bis Februar 2005 gültig. Vor dem Ablauf dieser Zeit überlegte ich natürlich, wie es weiter gehen sollte. Durch das Habilitationsvorhaben war ich an die Fakultät in München gebunden. Zugleich nahm mich auch die Seelsorge in Anspruch. Dass ich mal eine Professur in München oder sonst wo im deutschsprachigen Raum bekommen würde, glaubte ich nicht, und dies stellte die Sinnhaftigkeit der für die Habilitation aufgewendeten Zeit und Mühe in Frage. Eine junge Frau aus dem Kirchenvolk von St. Peter, eine Georgierin, wollte mal mit mir sprechen und erzählte mir vom dringenden Bedarf nach einem Priester in der Hauptkirche in Tiflis. Da ich stets den Willen Gottes zu suchen bestrebt bin, zog ich auch diese Möglichkeit in Erwägung, und hatte vor, nach Georgien zu reisen, um mir ein Bild von der Situation zu machen. Natürlich wollte ich nichts ohne meinen Bischof unternehmen und informierte ihn über die verschiedenen Überlegungen bezüglich meiner künftigen Tätigkeit. Es kam keine klare Antwort. Der Apostolische Administrator von Georgien, antwortete dann nicht mehr auf meine Briefe (möglicherweise durch Einflussnahme von Kardinal Schönborn). So entschied ich mich, in München zu bleiben und die Tätigkeit sowohl in der Seelsorge als auch an der Universität fortzusetzen. Ich bat den Personalreferenten in Erzbischöflichen Ordinariat in München, Dr. W. Schwab, um ein Gespräch. Er empfing mich recht freundlich. Erstens fragte er, ob ich damit einverstanden sei, dass er in meiner Sache mit Kardinal Schönborn Kontakt aufnehme, und zweitens ob ich bereit wäre, in eine andere Pfarrei zu gehen. Beidem stimmte ich zu und es war mein großer Fehler, wie es sich herausstellte, denn es hatte verheerende Folgen. Vorerst wurde meine Anweisung für St. Peter bis Ende August 2005 verlängert. Danach sollte ich in eine andere Pfarrei in München entsandt werden. 



Als der Stadtpfarrer von St. Peter dies erfuhr, war er nicht begeistert, ja vielleicht sogar etwas enttäuscht, er fand sich damit ab und schaute sich nach einem Nachfolger um. Als die Gläubigen dies erfuhren, baten sie mich, in St. Peter zu bleiben, wozu ich auch bereit war. Sie baten auch den Stadtpfarrer, mich zu behalten, es war aber nichts mehr zu machen. 


Der Stadtpfarrer war der Auffassung, dass ich nicht wüsste, was ich wollte. So etwas mochte er nicht und somit wollte er das Verfahren meiner Versetzung nicht mehr rückgängig machen. Er schien sogar beleidigt zu sein. Seine Art war nicht immer einfach, er hatte seine Zornausbrüche, wobei ich ihn normalerweise als loyal wahrnahm. Wenn er aber etwas entschieden hat, dann war es unumstößlich, egal, was kommen mochte. Somit war mein Abschied von St. Peter beschlossene Sache. Wenn ich geahnt hätte, was mich danach erwartete, dann hätte ich mich um Verbleib bemüht, egal mit welchem Status. Auch da war ich naiv, obwohl im Vertrauen auf die göttliche Vorsehung. 

Als bekannt wurde, dass ich nach St. Margaret zu Pfr. Valentin Königbauer entsandt werde, waren die Gläubigen, die mich mochten, besorgt. Es war nämlich bekannt, einerseits dass der Pfarrer ein verbissener Anhänger und Förderer von Medjugorje ist, und andererseits, dass ich das Phänomen sehr kritisch betrachte. Als auf dem Schriftenstand in St. Peter immer wieder Flugblätter und Zeitschriften der Medjugorje-Bewegung illegal ausgelegt wurden, habe ich sie jedes Mal entfernt und weggeworfen. Somit war ich von der Entscheidung nicht begeistert. Als ich den Pfarrer zum ersten Mal besuchte, bemerkte ich, dass er von seiner Art her ziemlich das Gegenteil des Pfarrers von St. Peter war. Was das bedeutete, wurde mit der Zeit klar - bald, bereits in den ersten Wochen. Ich kann es nicht beweisen, bin mir aber ziemlich sicher, dass die Entsendung zu ihm auf Rücksprache mit Kardinal Schönborn zurück geht, der ebenfalls ein entschiedener Befürworter von Medjugorje ist. Aus den weiteren Ereignissen folgt für mich ziemlich klar, was die Absicht dahinter war: Es ging darum, mich perfide fertig zu machen. Nun die Fakten in Kürze: 

- Ich wurde auf keine Weise der Pfarrei offiziell vorgestellt, weder in einem Gottesdienst in der Kirche, noch bei einer Sitzung im Pfarrsaal, und auch nicht in dem Pfarrblatt. Somit ist klar, dass von vorne herein geplant war, mich nach kurzer Zeit "abzuschießen", möglichst ohne Aufsehen und endgültig. 
- Ich hatte keinen Streit mit dem Pfarrer, aber er zog seinen Plan durch. Er hat ziemlich genau gewusst, was von mir zu erwarten war. Er brauchte nur eine Bestätigung. Konkret: Ich schickte keine Lektorin oder Kommunionspenderin weg, aber wies die Lektoren freundlich an, sich an das Lektionar zu halten (mit der Anrede in der Lesung "Brüder", nicht "Schwestern und Brüder" oder ähnlich), und deponierte selbst das Allerheiligste, so wie es eigentlich den Vorschriften entspricht. Außerdem machte ich vor dem Seitenaltar, wo das Allerheiligste aufbewahrt wurde, die Kniebeuge und wies die Ministranten dazu auch an, während der Pfarrer immer vorbei ging und es den Ministranten auch angewöhnte. Das waren meine "Verbrechen". 
- Sonst gab es folgende Provokationen: Einmal wurde ich von jemandem aus der Gruppe der "Neokatechumenalen" telefonisch gefragt, ob ich für die Gruppe Beichte hören würde, allerdings im Pfarrsaal, nicht in der Kirche. Ich sagte gerne zu unter der Bedingung, dass es in der Kirche, also normal im Beichtstuhl statt finden soll. Dies wurde abgelehnt. Ein anderes Mal kamen vor meiner hl. Messe an einem Werktag morgens zwei Priester in die Sakristei und wollten konzelebrieren. Sie sagten, dass sie von den "Neokatechumenalen" seien. Da ich prinzipiell nicht konzelebriere und sie zugleich nicht weg schicken wollte, bot ich ihnen an, die hl. Messe zu übernehmen, und ich zelebrierte nachher privat. Danach hörte ich nichts mehr von ihnen. Ich bin mir sicher, dass es ebenfalls ein Test für mich sein sollte. Somit habe ich wieder ein "Verbrechen" begangen, weil ich mit diesen zwei nicht konzelebriert habe. Bekanntlich ist Kardinal Schönborn ein Förderer der "Neokatechumenalen". Es ist gut vorstellbar, dass er und der Pfarrer sich auch persönlich kennen (von den Dominikanern in München weiß ich, dass der Kardinal oft in München bei seinem Bruder weilte). Menschlich sind sie sich jedenfalls sehr ähnlich. 

Kurzum: Ich tat nichts außer mich an die Vorschriften des Novus Ordo zu halten. In ihrem Rahmen nützte ich für mich natürlich die Freiräume. Sachlich konnte man mir, wie sonst immer, nichts vorwerfen. Was den Feinden übrig blieb, waren lediglich nebulöse und feindselige Vorwürfe, die niemals mit Fakten konkretisiert wurden, denn sonst wären sie entweder lächerlich bzw. als verlogen entlarvt worden. Typisch hinterhältig ließ der Pfarrer seine Laien, die ich niemals gesehen habe und gar nicht kannte, die schmutzige Verleumdung machen: 

Meine Antwort dürfte klar genug sein:



Die Situation schilderte ich ausführlich in dem Brief an den Erzbischof:




Die Antwort kam von seinem Personalreferenten, den ich bereits kannte:



Er war der eigentliche Verantwortliche für meine Versetzung zu dem Medjugorje-Pfarrer. Zuvor richtete er an mich einen Brief im eigenen Namen:


Darauf musste ich folgendermaßen antworten:
Auf diese Weise wurde ich "erledigt". Die hier genannten "Verbrechen" waren der Grund für das nachfolgende - und oben bereits beschriebene - Scheitern des Habilitation. 

Ich gab aber nicht sofort auf. Nach der Abberufung von der Seelsorge musste ich noch harte Kämpfe um eine Zelebrationsmöglichkeit ausfechten und in all diesen Angelegenheiten - bezüglich sowohl der Seelsorge als auch der Habilitation - mich an Rom wenden. Mit jeweils sehr enttäuschenden Ergebnissen. Bezüglich der Zelebration waren mir die Gläubigen eine Stütze, deren Einsatz nicht unerwähnt bleiben darf. 


Einsatz der Gläubigen


Apologia pro vita sua III: In der Erzdiözese Wien 1995-2002 und in München 2002

Wie im Teil II bereits erwähnte, verließ ich im September 1995 die Erzdiözese Wien und zog nach Wigratzbad ins Priesterseminar St. Petrus, um die Petrusbruderschaft näher kennen zu lernen. De facto war ich wenig dort, denn ich machte viele Aushilfen in deren Niederlassungen und reiste auch immer wieder nach Polen, um hl. Messen zu feiern, Sakramente zu spenden, Exerzitien zu halten u. ä. Ursprünglich war es vorgesehen, dass ich ein ganzes Jahr in Wigratzbad verbringe, um die überlieferte Liturgie und die Petrusbruderschaft gut kennen zu lernen. Vor dem Sommer legte mir der damalige Generalobere P. Bisig nahe, mich durch Ablegen des Versprechens offiziell an die Petrusbruderschaft zu binden. Nach Überlegung bedankte ich mich für sein Vertrauen und bat um ein weiteres Jahr Bedenkzeit, um die Entscheidung zu fällen. So wurde ich in die neu errichtete Niederlassung der Petrusbruderschaft in Wien entsandt, um dort in der Seelsorge mitzuhelfen. Von Wien aus reiste ich weiterhin immer wieder nach Polen, um zumindest von Zeit zu Zeit die Gläubigen zu betreuen. Dadurch lernte ich vor allem die Kreise der Gläubigen vor allem in Warschau,  aber auch in Posen und in Lublin, kennen. Seit 1997 feierte ich in Warschau die Liturgie der Karwoche (bis einschließlich 2002). Als Andenken an diese Zeit erhielt ich von den Gläubigen ein schönes Fotoalbum mit der Dedikation und den Unterschriften einiger Personen, die mir besonders behilflich waren, darunter des späteren Parlamentspräsidenten:



Die Absicht war, dass die Petrusbruderschaft in Polen Fuss fasst. Mithilfe der Gläubigen habe ich versucht, Kontakte zu Priestern und Bischöfen zu knüpfen. Es waren allerdings keine großen Erfolge zu verzeichnen, auch wenn nicht immer eine grundsätzliche Ablehnung zu spüren war. Am bedeutendsten war ein Gespräch mit dem damaligen Erzbischof von Lublin, B. Pylak. Wir waren zu viert bei ihm: außer mir ein Priester der Petrusbruderschaft P. John Emerson und zwei Gläubige, die Herren A. Zawisza und A. Robaczewski. Der Erzbischof empfing uns freundlich, sagte aber ziemlich deutlich, dass Priester aus dem Ausland in Polen unerwünscht sind, da Polen viele und gewissermaßen sogar zu viele Priester habe und die Bischöfe ihre Priester eher ins Ausland "verkaufen" (tatsächlich hat er es so bezeichnet). Somit wurde mir klar, wie die Linie ist: Selbst wenn man die überlieferte Liturgie zulässt, will man die Gläubigen den eigenen Priestern anvertrauen, nicht Zugereisten. Es gab also keine Aussichten für eine geregelte Tätigkeit für mich in Polen, zumindest für die nächste Zeit. Zugleich hatte ich in Wien auch nicht viel zu tun, außer der täglichen hl. Messe (wenn ich in Wien war). Obwohl ich auch die Strapazen der vielen Reisen spürte, sehnte ich mich nach mehr Tätigkeit und auch nach dem Studium. Ich nahm gerade ein anspruchsvolles Dissertationsstudiums an, das viel Fleiß, Zeit und Mühe forderte, was mit häufigem Reisen nicht gut zu vereinbaren war. Deshalb wurde der Abschluss der Promotion für mich Priorität und ich entschloss mich, in die Petrusbruderschaft doch nicht einzutreten, sondern in die Erzdiözese Wien zurück zu kehren. Ich nahm an, dass es auf diese Weise einfacher sein wird, das Promotionsstudium abzuschließen. Gegen boshaft verbreitete Gerüchte, dass ich von der Petrusbruderschaft abgelehnt bzw. rausgeworfen wurde, betone ich, dass es alleine mein Entschluss war, und dafür habe ich auch eine Bestätigung des Generaloberen:



Zu der Zeit bemühte ich mich um Kontakt mit Kardinal Schönborn, indem ich offen meine Ansichten darlegte:




Als es mir dann noch gelang, Audienz bei ihm zu bekommen, und teilte ihm die Entscheidung mit, in die Erzdiözese zurück kehren zu wollen. Die Mitteilung war dem Kardinal sichtlich unangenehm (er musste erstmal schlucken), er sagte aber, dass er mich "gerne" wieder aufnehme. Er war an meiner Dissertation interessiert, denn das Thema war mit seiner Doktorthese nahe verwandt. Einzelheiten sollte ich mit dem damaligen Bischofsvikar für Orden klären, was eigenartig war, denn ich war kein Ordensmann sondern Priester der Erzdiözese Wien. Das Gespräch führte zu keinem Ergebnis, was von der anderen Seite wohl beabsichtigt war.






Nach langem und ergebnislosen Hin und Her teilte mir der Generalvikar Schüller telefonisch mit, dass ich nach Kaltenleutgeben zurück zu gehen habe, wo ich zuvor ein Jahr lang im Pfarrhaus gelebt hatte, denn es gebe "sonst nichts" (wörtlich) für mich. Dies bedeutete, dass ich wieder in dem kleinen, dunklen und feuchten Zimmer (Größe ca. 12 qm) an der Pfarrersküche wohnen musste, aus dem ich damals eigentlich flüchtete. Hier ein paar Eindrücke von diesem Raum:




Die Fotos zeigte auch an Kardinal Schönborn persönlich, um ihn zu informieren, in welchen Verhältnissen ich zu wohnen hatte. Ich wies darauf auch schriftlich hin, es wurde aber einfach ignoriert. Es folgten weitere hinterhältige Sticheleien, die mir offenbar deutlich machen sollten, dass ich in der Erzdiözese nicht erwünscht bin.



Der Vorteil in Kaltenleutgeben war ein gutes Einvernehmen mit dem Pfarrer und dem Großteil der Gläubigen, sowie die Nähe zu Universität (obwohl ziemlich außerhalb Wiens). Ich hatte vor, möglichst bald die Dissertation fertig zu stellen, weil ich danach nicht mehr auf die Nähe zu Wien angewiesen sein würde und nach einer mehr dauerhaften Tätigkeit suchen konnte, egal wo. Zugleich blieb ich im eher freundlichen Kontakt mit Kardinal Schönborn, der Interesse an der Dissertation zeigte.


Zugleich dachte man sich eine Stichelei aus, offenbar um deutlich zu machen, dass der Willkür ausgeliefert bin. Es kam unmittelbar von einer Mitarabeiterin des Besoldungsreferats. Es wäre aber undenkbar gewesen, wenn ihre Vorgesetzten nicht dahinter stehen würden. Ich versuchte es freundlich und sachlich zu klären. Nach einigen Versuchen musste ich die Sache beim Namen nennen. Das Ergebnis war, dass ich von Kardinal Schönborn aufgefordert wurde, mich für die wahrheitsgemäßen und deutlichen Worte bei der Frau zu entschuldigen...






Die Arbeit an der Diss schritt voran, aber nicht so schnell, wie ich es mir wünschte und vorstellte. Offenbar unterschätzte ich das Thema, wobei ich es möglich sorgfältig bearbeiten wollte. Zugleich machte ich auf die kaum erträgliche Wohnsituation (das kleine feuchte Loch, Fotos siehe oben) aufmerksam und besuchte den Kardinal deswegen, wobei ich ihm die Fotos von den feuchten Wänden zeigte. Er war aber total unbeeindruckt und generell abweisend mir gegenüber. Inwiefern es damit zusammenhing, dass ich schwerwiegende Fehler in seiner Doktorarbeit (die als das Buch "Die Christuns-Ikone" berühmt wurde) feststellen musste, kann ich nicht genau sagen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die spätere Ablehnung meiner Doktorarbeit durch Prof. Suttner in Wien mit ihm abgesprochen war.

Mit der Zeit wurde auch der Pfarrer, der nie einen Kaplan hatte und gewohnt war, sonst alleine zu wohnen und zu wirken, etwas ungeduldig. Ebenso manche seiner Pfarrkinder. Ich hatte dort keinen Komfort, gewöhnte mich aber daran. Ich hatte dort zuerst einigermaßen Ruhe und man wußte, dass ich es besonders schätze. Das wurde als Angriffsfläche benutzt. Mein kleines feuchtes "Zimmer" lag direkt am Eingang zum Pfarrsaal. Ich hörte immer, wenn im Pfarrsaal eine Veranstaltung war und selbst wenn Leute in den Pfarrsaal gingen. So kam man auch leicht darauf, wie man mich ärgern und einen Konflikt herbei führen könnte. Man fing an Geburtstage der Jugendlichen und auch quasi Discos mit lautem Lärm (Pseudomusik) bis spät in der Nacht zu veranstalten. Der Pfarrer konnte nichts dagegen haben. Er hatte zwar darauf hingewiesen, dass ich nebenan wohne und schlafen möchte, man hat es aber offenbar ignoriert. Nach einigen Malen, als meine Geduld überstrapaziert war und der Pfarrer, soweit ich mir erinnere, gerade nicht im Pfarrhaus war, sondern ich alleine, schaltete ich gegen 23 Uhr den Strom ab, um darauf hinzuweisen, dass Nachtruhe einzuhalten ist. Daraus wurde eine riesige Affäre, mit Beschwerdebriefen an das Erzbischöfliche Ordinariat. Ich gebe zu, dass ich mich habe provozieren lassen und heute es zunächst anders versucht hätte. Ob das Ergebnis anders wäre, weiß ich nicht. Die Gruppe war von vorne herein nicht neutral mir gegenüber, sondern feindselig. Nach einer früheren Veranstaltung von der Art fand ich an dem Fenstergitter meines Zimmers Kondome hängen. Wie gesagt, heute würde ich anders reagieren, aber damals wollte ich mit diesen Leuten nichts zu tun haben. Heute würde ich hingehen und zunächst ruhig fragen, wie ich das zu verstehen hätte. Damals war ich dazu nicht in der Lage. Und das wurde gegen mich ausgenutzt, auch von der Diözesanleitung.

Das Ergebnis war zunächst, dass der Generalvikar Schuster auf Besuch war. Er kannte eine Familie im Ort, besuchte sie mal und kam auch ins Pfarrhaus vorbei, während ich gerade alleine war. Es schrieben nicht nur meine Feinde an das Ordinariat. Auch ich bemühte mich um eine andere Wohnsituation indem ich den Kardinal persönlich bat. Nach langer Zeit - im Sommer 2000 - wurde mir die Entscheidung mitgeteilt, dass in eine Gästewohnung im Erzbischöflichen Palais einziehen solle. Natürlich war es sehr überraschend für mich und zugleich rätselhaft, so dass sich meine Freude in Grenzen hielt. Da ich keine Wahl hatte und vom Wohlwollen ausging, fragte ich nach dem Sinn und Zweck dieser Entscheidung nicht.

So zog ich im September 2000 dort ein. Das Positive lag natürlich darin, dass ich endlich einigermaßen normal wohnen konnte, wobei es nur relativ normal war, denn es war nur eine kleine Gästewohnung, aber immerhin mit einem eigenen Badezimmer. Es fehlte noch die Küche bzw. eine Kochmöglichkeit. So musste ich im Badezimmer eine kleine Kochplatte aufstellen. Essen im Restaurant konnte ich mir nicht leisten und ich wollte es auch nicht. Seit Jahren versorgte ich mich selbst, einfach und so gut es ging. Der Kardinal bot mir das Frühstücken in seiner Küche an, das Mittagessen hätte ich mir in der Betriebsmensa des Ordinariats kaufen sollen und Abendessen war meiner Phantasie überlassen. In den ersten Monaten frühstückte ich jeden Tag in der Küche des Kardinals, normalerweise mit seinem Sekretär, den ich aus der Seminarzeit kannte, und den Schwestern. Manchmal war der Kardinal dabei, gegebenenfalls seine privaten Gäste, wie seine Mutter oder der spätere Kardinal Ranjith aus Rom. Ich konnte es nicht fassen, dort zu sein. Vor allem war mir der Sinn dieser Lösung nicht bekannt und irgendwie wagte ich nicht zu fragen. Ich schätzte die Besserung schon alleine im Hinblick auf die Wohnsituation. Ich konnte auch jeden Tag in der Privatkapelle des Palais (Andreaskapelle) privat zelebrieren. Es war für mich komfortabel wie nie zuvor, fühlte mich aber zugleich unwohl dabei, vor allem deshalb, weil ich nicht wusste, wozu ich dort bin. Denn ich hatte keine Aufgabe und es war bloß eine Gästewohnung. Die Zeit nutzte ich für die Fertigstellung der Doktorarbeit, deren Ergebnisse ich auch dem Kardinal zeigte.

Bald zeigte sich, dass es kaum wohlwollend gemeint war. Wie regelmäßig, war es mehr am Verhalten der Untergebenen des Kardinals erkennbar. Es folgten Schikanen, die wohl kaum möglich wären, wenn sie nicht von oben abgesegnet wären. So musste ich bereits eine Woche nach dem Einzug folgendes Schreiben:

Das Verwirrspiel wurde noch größer, als der Kardinal nach ca. 2-3 Monaten (seit dem Einzug in diese Gästewohnung) im Vorbeigehen mir sagte, dass er nichts dagegen hätte, wenn ich mir einen anderen Bischof suchen würde. Ich bin mir jetzt nicht mehr sicher, was ich darauf antwortete (wahrscheinlich so etwas: "so leicht lasse ich mich nicht entsorgen"). Es sind mir aber seine Worte darauf in Erinnerung geblieben: "Seien Sie nicht so frech!". Von dem Zeitpunkt an ging ich nicht mehr zu ihm frühstücken und versorgte mich ganz selbst.

Es kam dann ein Angebot, zu Pfarrer Lambrichs im 3. Bezirk zu ziehen. Man sagte mir - es war der Generalvikar Schuster, wenn ich mich nicht täusche - dass ich nur dafür Verständnis haben sollte, dass im Pfarrhaus noch umgebaut werde und ich vorläufig über die Wohnung des Pfarrers gehen müsste. Ich sprach dann auch mit Pfr. Lambrichs. Dabei stellte sich heraus, dass er mich eigentlich gar nicht wollte. Er sprach ausführlich darüber, dass er schlechte Erfahrungen mit den Polen gemacht habe und keinen Kaplan bräuchte. Somit war das Thema erledigt, aber die Verwirrung blieb.



Zeitgleich kamen Schwierigkeiten mit der Promotion hinzu. Im Sommer 2001 lieferte ich dem Betreuer meiner Dissertation, Prof. Suttner, das letzte Kapitel (die anderen Kapitel, also den Großteil, bekam er sukzessiv seit 1999, wenn ich mich richtig erinnere). Nach einigen Wochen bekam ich seine schriftliche Antwort, dass die Arbeit insgesamt ungenügend sei und er diese als Ganzes ablehne. Einigermaßen diplomatisch aber ziemlich deutlich gab er mir zu verstehen, dass ich zu dumm und zu faul sei. Unverzüglich teilte ich es dem Kardinal. Es war im Vorbeigehen im Treppenhaus. Er schien gar nich überrascht zu sein, was wohl bedeutsam ist. Er sagte (ich zitiere ziemlich wörtlich): Es sei besser, ohne Doktorat in das Himmelreich einzugehen. Es klang als ob er hinter der Ablehnung durch Suttner stehen würde. Zuvor hatte er sich nie kritisch über meine Dissertation - die ich ihm auch zeigte - geäußert, obwohl er sich in dem Thema einigermaßen auskannte.

Jedoch gab ich nicht sofort auf und begab mich auf die Suche nach weiteren Meinungen. So zeigte ich die Arbeit DDr. R. Knittel, der damals noch am Lateranum in Rom Dogmatik unterrichtete. Er fand die Arbeit nicht schlecht und empfahl mir, Prof. Peter Bruns in Bamberg, einen Patrologen, zu kontaktieren. Diesem schickte ich die Arbeit ebenfalls zu mit der Bitte um seine Meinung. Daraufhin ließ er mich nach Bamberg kommen, damit ich noch im Herbst dort immatrikuliere. Als ich dort ankam, lud er mich zum Mittagessen ein. Es war ein nettes, freundschaftliches Gespräch. Er teilte mir dann allerdings mit, dass es für mich besser sei, die Dissertation bei dem Dogmatikprofessor in München, Gerhard Ludwig Müller (dem jetzigen Kardinal), einzureichen, denn die Arbeit sei mehr systematisch als patrologisch aufgebaut. Durch Vermittlung kontaktierte ich Prof. Müller telefonisch. Zunächst wollte er die Arbeit sehen. Ich schickte sie ihm zu. Er rief dann zurück, dass er die Arbeit gut finde und annehmen würde. Lediglich wollte er schriftlich haben, dass mein Bischof, d. h. Kardinal Schönborn, meine Promotion befürworte. So bat ein den Kardinal um sein Schreiben, dass ich auch bald bekam.


Dann musste ich nach München reisen, um Einzelheiten des Promotionsverfahrens zu besprechen (Anforderungen sind dort höher als in Wien). In München konnte ich an einem Tag Alles erledigen, samt der Immatrikulation für das Promotionsstudium. Prof. Müller vermittelte mir ein Zimmer im Priesterseminar in München für das Sommersemester 2002, denn ich musste noch einige Seminare abschließen, die in Wien nicht erforderlich waren. Es war für mich eine Wende in vielerlei Hinsicht.

So kam ich im April 2002 - natürlich mit Zustimmung meines Bischofs - nach München. Um liturgisch nicht negativ aufzufallen, konnte ich nicht im Priesterseminar zelebrieren. Dort war die Konzelebration quasi verpflichtend. Zuerst zelebrierte ich einige Tage privat in der Kapelle der Polnischen Mission. Dann bekam von jemandem den Hinweis, dass in St. Peter in der Innenstadt eine Einzelzelebration möglich sei. So begab ich mich dort in die Sakristei. Der Stadtpfarrer Kugelstatter war gerade für einige Tage abwesend, aber der Mesner machte keine Schwierigkeiten, was mich positiv überraschte. Als nach einigen Tagen der Pfarrer da war, stellte ich mich vor. Dieser fragte gleich, ob ich bereit wäre auch Pfarrmessen zu übernehmen (es gab dort damals fünf hl. Messen an Werktagen und sieben an Sonn- und Feiertagen), was ich bejahte. Es störte ihn offenbar nicht, dass ich sonst am Seitenaltar privat tridentinisch zelebrierte. So hatte ich dort jeden Tagen die hl. Messe, ca. zwei bis drei Mal pro Woche die Pfarrmesse im Novus Ordo. Am Ende des Semesters bedankte sich der Stadtpfarrer mit einem Couvert für die Mithilfe:


Beim Abschied sagte er, dass ich mich melden solle, wenn ich wieder mal nach München komme, denn er hätte ein Gästezimmer für mich.

Nach der Rückkehr nach Wien Ende Juli 2002 gingen Intrigen und Schikanen weiter. Hier ein Ausschnitt davon:

Daraufhin wurde ich aufgefordert, in eine kleine Ein-Zimmer-Wohnung (ca. 30 qm) in 16. Wiener Bezirk umzuziehen. Die Wohnung war in keinem Pfarrhaus sondern in einem zivilen Gebäude. An einen Altar für Zelebration wurde offenbar gar nich gedacht. Als ich den Kardinal danach fragte, meinte er, dass ich mir überall einen Altar suchen könnte. Der Kontrast zu dem Umgang in München war gewaltig. Es war ziemlich hoffnungslos, ich hatte aber keine Wahl und zog dann im September in die zugewiesene Wohnung um.

Bald erwies sich das Angebot des Stadtpfarrers von St. Peter als nützlich. Prof. Müller ist Anfang Oktober 2002 zum Bischof von Regensburg ernannt worden. Er hatte zwar bereits die endgültige Fassung meiner Dissertation, wollte aber noch Einzelheiten des examen rigorosum besprechen. Deshalb musste wieder nach München reisen und nahm das Angebot des Stadtpfarrers gerne an. Dabei stellte sich heraus, dass der bisherige Kaplan Dr. Gadient nach Eichstätt als Spiritual des Priesterseminars wechselte und seine Stelle frei und noch nicht besetzt war. So fragte ich den Stadtpfarrer Kugelstatter, ob er mich brauchen würde. Erfreut bejahte er und griff gleich zum Telefon, rief in meiner Anwesenheit das Münchener Ordinariat an und teilte mit, dass er einen Kaplan habe und eine Anweisung bräuchte (damit ich offiziell angestellt werde). Ich blieb dann gleich einige Wochen bei ihm, denn in Wien war ich noch nicht eingerichtet (es fehlte die Küche) und vor allem hatte ich dort keinen Altar. Dagegen wurde ich in München selbst vom Stadtpfarrer geschätzt, der an sich kein Konservativer und kein Anhänger der überlieferten Liturgie, aber ein nüchterner, toleranter und gerechter Mensch war. Für die Anweisung in München war natürlich die Erlaubnis des Erzbischofs von Wien erforderlich.





Die Anweisung war zunächst probeweise für drei Monate, sie wurde dann um weitere zwei Jahre verlängert bis Frühjahr 2005. Dann wurde sie wiederum bis August 2005 verlängert. Ab September 2005 wurde ich für eine weitere Pfarrei in München angewiesen, diesmal mit schwerwiegenden Folgen, die im Weiteren darlegen werden. An dieser Stelle mache ich erstmal nur darauf aufmerksam, dass meine Tätigkeit in der Seelsorge in München insgesamt drei Mal verlängert wurde. Das ist ein deutlicher Beweis gegen die verlogene und boshafte Behauptung meiner Feinde in der Erzdiözese Wien, dass ich für die Seelsorge ungeeignet sei. Mehr darüber ebenfalls in den folgenden Teilen.




Apologia pro vita sua V: Die Zeit von Kardinal Groër

Hier veröffentliche ich erstmal meinen Briefwechsel mit Kardinal Groër, der einer der wichtigsten Zeugen sowohl der guten Erfahrungen als au...